Pflegegrad beantragen – So funktioniert’s
Varöffentlicht am: 22. Juni 2025

Pflegegrad beantragen – So funktioniert’s

Die Pflege eines nahestehenden Menschen ist oft nicht nur emotional fordernd, sondern bringt auch viele organisatorische Herausforderungen mit sich. Einer der wichtigsten Schritte zur finanziellen und praktischen Entlastung ist es, einen Pflegegrad zu beantragen – ein Vorgang, der vielen Angehörigen zunächst komplex erscheint. In diesem Beitrag erfahren Sie, wer dazu berechtigt ist, welche Voraussetzungen gelten und wie der Antragsprozess genau abläuft – kompakt, verständlich und praxisnah erklärt.

Wer kann einen Pflegegrad beantragen?

Grundsätzlich kann jede Person mit einem dauerhaften Pflegebedarf einen Pflegegrad beantragen – unabhängig vom Alter oder der Erkrankung. Der Antrag kann auch stellvertretend durch Angehörige, gesetzliche Betreuer oder Bevollmächtigte gestellt werden.

Typische Gründe für die Beantragung sind:

  • Körperliche Einschränkungen (z. B. nach einem Schlaganfall)
  • Kognitive Einschränkungen (z. B. Demenz)
  • Chronische Erkrankungen mit Alltagsbeeinträchtigung
  • Pflegebedarf über mindestens sechs Monate

Wichtig: Auch Kinder oder Menschen mit psychischen Erkrankungen können Anspruch auf einen Pflegegrad haben, sofern der Hilfebedarf regelmäßig und dauerhaft besteht.

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie einen Pflegegrad beantragen sollten, lassen Sie sich frühzeitig beraten – je nach Situation kann es sich deutlich lohnen.

Voraussetzungen für den Antrag eines Pflegegrads

Die wichtigste Voraussetzung ist ein nachgewiesener Pflegebedarf, der sich auf alltägliche Bereiche wie Körperpflege, Ernährung, Mobilität oder die selbstständige Alltagsbewältigung bezieht. Dieser Pflegebedarf muss voraussichtlich mindestens sechs Monate andauern. Nur dann ist es sinnvoll und möglich, einen Pflegegrad zu beantragen.

Das Pflegeversicherungssystem unterscheidet zwischen fünf Pflegegraden – von Pflegegrad 1 (geringe Beeinträchtigungen) bis Pflegegrad 5 (schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung).

Wichtig: Der Begriff „Pflegestufe“ wurde 2017 durch das Pflegegrad-System ersetzt.

Wichtige Dokumente und Nachweise um den Pflegegrad zu beantragen

Für die Antragstellung und besonders für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst ist es hilfreich, folgende Unterlagen bereitzuhalten:

  • Ärztliche Befunde und Diagnosen (z. B. Hausarzt, Facharzt, Klinikberichte)
  • Medikamentenpläne
  • Entlassungsberichte von Krankenhaus- oder Reha-Aufenthalten
  • Pflege- oder Betreuungsprotokolle (z. B. Pflegetagebuch mit Zeitaufwand)
  • Nachweise über Hilfsmittel (z. B. Pflegebett, Rollator)
  • Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung, falls vorhanden
  • Pflegeberichte von ambulanten Diensten, falls bereits in Anspruch genommen

Diese Unterlagen helfen den Gutachter:innen, den tatsächlichen Hilfebedarf besser einzuschätzen – und können im Zweifel den Unterschied machen, ob ein Antrag bewilligt oder abgelehnt wird. Eine vollständige Dokumentation erhöht die Chancen, dass der Antrag auf einen Pflegegrad erfolgreich beantragt und korrekt eingestuft wird.

So läuft das Antragsverfahren beim Antrag des Pflegegrad ab

Für viele Angehörige stellt sich dabei die Frage, wie man am besten einen Pflegegrad beantragen sollte – mit guter Vorbereitung gelingt es meist reibungslos.

  1. Antrag bei der Pflegekasse stellen:
    Der Antrag auf einen Pflegegrad wird bei der Pflegekasse gestellt – das ist in der Regel die Krankenkasse des Versicherten mit einem speziellen Pflegekassenbereich. Ein formloser Anruf genügt oft, der Antrag wird dann schriftlich nachgereicht.
  2. Termin mit dem MD (Medizinischer Dienst):
    Nach Antragstellung beauftragt die Pflegekasse den MD (bei gesetzlich Versicherten) oder Medicproof (bei privat Versicherten) mit einer Begutachtung.
  3. Begutachtung im häuslichen Umfeld:
    Der Gutachter oder die Gutachterin besucht die pflegebedürftige Person zu Hause und bewertet ihre Selbstständigkeit in sechs Lebensbereichen. Angehörige sollten beim Termin unbedingt anwesend sein und Pflegeleistungen dokumentieren.
  4. Pflegegrad-Bescheid:
    Nach der Begutachtung erhalten Sie einen schriftlichen Bescheid mit dem zuerkannten Pflegegrad – oder ggf. einer Ablehnung mit Begründung.

Leistungen erhalten:
Je nach Pflegegrad stehen verschiedene Leistungen zur Verfügung, z. B. Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder Zuschüsse für Pflegehilfsmittel.

Was tun bei Ablehnung der Beantragung des Pflegegrad?

Nicht jeder Antrag wird auf Anhieb bewilligt – und nicht jeder bewilligte Pflegegrad entspricht dem tatsächlichen Pflegebedarf. In solchen Fällen haben Betroffene das Recht, Widerspruch einzulegen.

Dabei sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Die Widerspruchsfrist beträgt einen Monat ab Erhalt des Bescheids.
  • Der Widerspruch muss schriftlich erfolgen und sollte gut begründet sein.
  • Pflegetagebücher, ärztliche Atteste und ergänzende Stellungnahmen von Pflegepersonen helfen, die Einschätzung zu untermauern.
  • In besonders strittigen Fällen kann ein Sozialrechtsanwalt oder eine Pflegeberatungsstelle hinzugezogen werden.

Tipp: Lassen Sie sich nicht entmutigen – viele Widersprüche führen zu einer Neubewertung mit höherem Pflegegrad.

Tipps, wie Sie erfolgreich einen Pflegegrad beantragen

  1. Frühzeitig handeln: Der Pflegegrad wirkt nicht rückwirkend – je eher Sie den Antrag stellen, desto schneller erhalten Sie Unterstützung.
  2. Pflege dokumentieren: Führen Sie ein Pflegetagebuch mit täglichen Aufgaben und Zeitaufwand – das ist für die Begutachtung enorm hilfreich.
  3. Beim Begutachtungstermin nichts beschönigen: Zeigen Sie realistisch, wie viel Unterstützung tatsächlich nötig ist.
  4. Beratung nutzen: Pflegekassen bieten kostenlose Beratungstermine an, auch Pflegestützpunkte helfen weiter.
  5. Vollmacht regeln: Wenn die pflegebedürftige Person nicht selbst handeln kann, sollte eine gültige Vorsorgevollmacht oder Betreuung vorliegen.

Fazit: Gut vorbereitet zum Pflegegrad

Einen Pflegegrad zu beantragen ist kein Hexenwerk – aber es erfordert gute Vorbereitung, Geduld und oft auch Beharrlichkeit. Je besser Sie die Situation dokumentieren und begleiten, desto höher ist die Chance auf eine gerechte Einstufung. Nutzen Sie die Beratungsmöglichkeiten und denken Sie daran: Mit dem richtigen Pflegegrad stehen Ihnen nicht nur finanzielle, sondern auch praktische Hilfen im Alltag zur Verfügung. Nutzen Sie die Chance, Ihren Pflegealltag zu erleichtern – beginnen Sie noch heute damit, gezielt und gut vorbereitet einen Pflegegrad zu beantragen – für mehr Entlastung im Pflegealltag.

Jetzt aktiv werden – ein Pflegegrad bedeutet Entlastung und Sicherheit für alle Beteiligten.

Haftungsausschluss

Die in diesem Blogbeitrag bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine rechtliche, finanzielle oder medizinische Beratung dar. Wir bemühen uns, die Inhalte aktuell und korrekt zu halten, übernehmen jedoch keine Haftung für die Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität der Informationen. Für spezifische Fragen oder Anliegen empfehlen wir Ihnen, sich direkt an uns oder einen qualifizierten Fachberater zu wenden.